Standard Euro

Ermittlung & Archivierung

_Text StaEU

Über Standard Euro.doc,

_ Dr.Dagmar Deuring

INFOBLATT

Standard Euro_

Ein Projekt von Anne Metzen

Auf den ersten Blick ist Standard Euro eine große Ansammlung von Kisten in genormten Größen aus hellem, unbehandeltem Holz, verteilt im Raum oder ordentlich aufgereiht in Regalen, von Papieren mit computergeschriebenen Listen, Verzeichnissen und Anleitungen oder Schemata sowie von diversen Büro- und Verpackungsmaterialien.

Konzeptionell ist es ein seit seinem Beginn 1997 stetig wachsendes, sich selbst reflektierendes und nach eigenen Gesetzmäßigkeiten produzierendes Wirklichkeitserfassungs-, -archivierungs- und -verwaltungssystem.

Als künstlerisches Projekt ist Standard Euro eine weit ausgreifende prozesshafte Erkundung von Zeit und Wahrnehmung, von Ich und Umgebung, von Eigentlichem und Rest – und der Ökonomien von (künstlerischer) Arbeit.

Standard Euro zielt zunächst darauf ab, ausgewählte Phänomene des Zeitgeschehens „festzuhalten“ und unter verschiedenen Fragestellungen analysierbar zu machen. In seiner Anlage als bis ins Detail ausgearbeitete Ordnungsstruktur ist es zugleich eine experimentelle Studie über die Verfasstheit unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Im hyperbolischen Gestus der Durchorganisation und Katalogisierung selbst noch der Abfälle spiegelt und erprobt Standard Euro einen tendenziell allumfassenden Systematisierungsdrang in unserer Welt.

Eine Triebfeder der Arbeit ist das Bedürfnis, die Wirklichkeit wahrzunehmen und sich zu ihr zu verhalten. Wie ist es jedoch möglich, angesichts der Fülle und der Geschwindigkeit der täglich auf uns einstürzenden Informationsfluten ein einigermaßen verlässliches Bild der Realität zu erhalten? Und in welcher Beziehung steht der oder die Einzelne zu diesen Wirklichkeiten bzw. zu den daraus geschaffenen Bildern? Wie kann sie oder er sich dazu verhalten? – Eine Frage, die auch die unterschiedlichen Zeitlichkeiten der Nachrichtenticker und des individuellen, körperlichen Lebens betrifft. Nicht zuletzt: Worin liegt der Wert der eigenen Arbeit?

Standard Euro ist der Versuch, in den Prozessen der Arbeit selbst mit diesen Fragen umzugehen: im Sammeln, Ausschneiden, Aufkleben und Beschriften von Zeitungsartikeln – im je eigenen Tempo dieser handwerklichen Tätigkeiten; im Herauslösen und Schaffen von „Kapseln“ aus dem Strom der Zeit durch die Auswahl und bildnerische Nachgestaltung einzelner Phänomene in unterschiedlichen Materialien. Und in der systematischen Einbeziehung eines Dialogs mit verschiedenen Öffentlichkeiten etwa über den Verkauf jener Produktionen auf dem Kunstmarkt oder durch das Integrieren von Reaktionen auf die Arbeit als gesellschaftliches Handeln.

So ist Standard Euro eine Plattform für eine breitere Auseinandersetzung mit unserer Wirklichkeit wie eine eigene künstlerische Arbeit. Und ein Prototyp für weitere Wirklichkeitserfassungs-, -archivierungs- und -verwaltungssysteme, in denen sich andere kulturelle und persönliche Perspektiven ausdrücken mögen.

Dr. Dagmar Deuring

About Standard Euro.doc,

_ Dr.Dagmar Deuring

INFOBLATT

Standard Euro_

by Anne Metzen

Launched in 1997 under the title “STANDARD EURO” was an endeavor devoted to researching and systematizing everyday phenomena and daily world affairs under the aspects of standardization, scaling, and formalization.

The painstaking investigations and process-oriented archival activities of Berlin artist Anne Metzen find their expression in art images, in objects, as well as in a perpetually expanding, cumulative installation, the archive STANDARD EURO. Emerging from the sum of investigations of simple individual observations is an intricate conceptual space, which incorporates both receivers and the surrounding situation.

Objects, events, and conventions – for the most part in the form of self-made for preexisting (image) materials, are extracted from everyday life, examined, and incorporated into the STANDARD EURO system. These in turn become the bases for newly-created works for which individual forms of expression will be found in accordance with fixed parameters.

Materials and production processes are drawn from diverse areas. To date, these have included industrially manufactured semi-finished products, prints, photographs, sculptural objects, reliefs, and works that are medial in nature. Whether collected, research materials or self-made works, each item is assigned a special storage location. Notes, sheets of paper, photographs, cards, objects: everything is sorted into precisely designated, labeled portfolios, folders, cartons, boxes, or crates.

This archiving process is guided and structured by a specially created ordering system with its own nomenclature, one that is visible on all objects. All processes and holdings are registered according to specific criteria in so-called lists and card indexes. Like everything else, these are submitted to constant reworking so that each theme and its processing becomes stratified without ever coming to an end.

The assembled information as well as newly-created materials can be combined with one another according to definitions of contents, appearance, temporal classification, etc.. New interconnections/interrelationships result, ones relying on established conventions of seeing.

Storage containers are piled up to form stacks and arranged in space-filling ways, while only a selection of the content is actually displayed. Depending upon the exhibition theme and the features of the specific venue, these are continually different, and the stacks are also configured differently. Newly-created and recently-acquired materials differ visibly from older ones.

Freier Standard u Archiv.doc,

A : Grundlegendes

/Über die Sagbarkeit zu Standard Euro

Über Standard Euro etwas zu sagen, ist immer nur der Versuch einer Annäherung. Sagen heißt: die Vorgänge, Methoden und Inhalte zu beschreiben und die Zusammenhänge, in denen sie in verschränkender Weise zueinander stehen, zu beleuchten. Dabei kann es sich stets nur um eine Momentaufnahme handeln, da das Betreiben dieses Forschungsprojektes ständigen Änderungen und Weiterentwicklungen unterworfen ist. Im Moment des Auftretens reicht es immer in die Vergangenheit zurück und greift gleichzeitig in die Zukunft, hinterlässt zwischen all den Parametern und dem Konkretisierten zahlreiche Leerstellen, Grauzonen, Überholtes, Revidiertes und Vermeintliches.

/Beschreibung Stand 1/2014

Standard Euro ist ein Forschungsprojekt zur Ermittlung und Archivierung Freier Standards, begonnen 1997.

Anlass und Ausgangspunkt zu diesem Forschungsprojekt ist das Erleben von Irritation und Überforderung.

Es gründet zum einen auf der Fragestellung, wie sich ein Umgang mit der Quantität und Qualität von alltäglich zu Verfügung stehenden Informationen finden lässt.

Zum anderen beruht es auf der Unfähigkeit, auf das zunehmende menschliche Erzeugen und Betreiben von vielen verschiedenen, ineinander verschränkten und sich ständig ändernden Systemen, innerhalb derer sich alles was (Welt) ist bedingungslos einschreibt, zu reagieren.

Die heutige Welt verstehen, ist, die Welt als eine ausnahms- und endlose Verschränkung von unzähligen Einzel-Systemen zu begreifen.

Standard Euro ist der Versuch, einen möglichen Umgang mit der Fülle und Art heutiger Informationen, mit den ihnen innewohnenden Wahrheiten und Missbräuchen dergleichen, ihrem Verwertungspotential und ihren Bedrohungen zu formulieren.

Standard Euro besteht aus zwei ineinander verschränkten und aufeinander verweisenden Interessen: dem Ansinnen des Sammelns und Bewahrens und dem der Ermittlung.

Ersteres betrifft die Entwicklung eines eigenen (Archivierungs-) Systems, das jede mögliche Form von Informationen nach bestimmten ermittelten und festgelegten Gesichtspunkten auswählt, aufnimmt und verwaltet und den dabei entstehenden Prozess augenscheinlich thematisiert und zeigt. Das bedeutet, dass die Objekte oder Artefakte, die diesen Prozess belegen und visualisieren sollen, einem ständigen Wandel unterworfen sind und eher wie Beweisstücke einer Momentaufnahme zu betrachten sind. Sie existieren nur zu einem Zeitpunkt in einer ganz bestimmten Form. Die Belege sind unbeständiger Natur.

Bei dem zweiten Anliegen handelt es sich um ein Forschungsinteresse, dessen Inhalt und Absicht es ist, aus der Fülle der zusammengetragenen und sortierten Informationen und über den langen Zeitraum der Beobachtungen hinweg so etwas wie ein Filtrat, einen Point of State, einen Zustandswert zu ermitteln.

Die Ermittlung findet eine Visualisierung in einem konkreten Endprodukt, in so etwas wie einem Forschungsergebnis - dem so genannten Freien Standard. Meist handelt es sich dabei um einen Beleg von Bestand und Dauer.

Das Zusammenführen beider Interessen soll eine Ahnung davon entstehen lassen, wie sehr man beim Ausloten und Abstecken der Grenzen eines Systems und im Umgang mit Informationen in ein Wechselspiel von Sinnhaftigkeit und Absurdität von Überregulierung, Beliebigkeit und Grauzone gerät.

Standard Euro ist ein Projekt mit offenem Ende, bei dem Gesammeltes, Themen, Belege und Parameter nicht nur ein immer größeres Volumen annehmen, sondern auch eine zunehmende Dichte und Verschränkung entwickeln sollen.

/Der Freie Standard

Phänomene des Alltags und des täglichen Weltgeschehens - Informationen - werden aufgegriffen und auf ihre Standardisierbarkeit, Normierung oder Formalisierung hin geprüft. Die ausgewählten Informationen - diese können sein: Dinge, Ereignisse, Konventionen, etc. -meist in Form von Bildern und Worten- werden nun in einen mit festgelegten Regeln funktionierenden Prozess der Klassifizierung, Ablage und Verarbeitung aufgenommen.

Ihres Kontextes entledigt werden die Informationen als reine, „freie“ Informationen zur Grundlage von anzufertigenden Belegen und zu Neukombinationen aller Bestandteile.

Bei der Betrachtung von Standards im weitesten Sinne geht es weniger um all die standardisierten menschlichen Alltagsprozesse, die ein Überleben mit einer gewissen Geschwindigkeit erst ermöglichen und auch nicht um die von der Industrie, vom Sozialsystem, etc. etablierten Normungen in Lebens- und Arbeitsbereichen.

Es geht um Standards, die nicht allgemein thematisiert und offensichtlich sind, es geht dabei um das, was sich fast unbemerkt als allgemeingültiges Ist in unseren Köpfen festgesetzt hat, das, was an Tagesgeschehen zur uns ständig umgebenden Abstraktion, zur Norm, zum Ikon, zum ungeschriebenen Gesetz wird.

Die Suche nach Standards findet auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen statt. Es kann sich dabei um die Wiederholung eines Phänomens oder einer Form handeln, es kann aber auch eine Art von Informierungs-/Informationsstrategie sein, die landläufig von den einschlägigen Medien betrieben wird, es kann sich aber auch um einen geschichtsbedingten Ikonisierungsprozess eines Ereignisses oder einer Person handeln, usw.

Das Standard-hafte kann verstanden werden als eine Schablone, durch die die Welt betrachtet wird, man kann darin aber auch eine Art Konstante innerhalb einer Welt/ Zeit, die durch starke Veränderungen gekennzeichnet ist, sehen und eine Form von Selbstvergewisserung/ Gewissheit daraus ziehen. Der beim Archivieren entstehende Prozess fügt sich in das sich ständig weiterentwickelnde Ordnungssystem mit eigenen Parametern. So sind die Größen der Belege, der Aufbewahrungsbehältnisse, Informationsträger, die verwendeten Schriftarten, etc. normiert und festgelegt, jedes Objekt nummeriert, codiert und Bestandteil einer eigene Nomenklatur. Das Informationsmaterial und die Belege werden geschichtet und gestapelt, in normierten Kisten, Kästen, Schachteln. Die Vorgänge und Bestände sind in einem Regelwerk, in Schemata, in Stammbäumen, Anschauungstafeln, Listen und Karteien erfasst, die Belege sind z.T. industriell gefertigte Objekte, Drucke und Schablonen, Cutouts, Stempelungen, serielle Abgüsse, u.a.

/Das Archiv

Das Archiv als Institution, wird bei Standard Euro nicht nur als ein Gedächtnisort/Speicher betrieben, der versucht Beweise einer Gegenwart zu retten, sondern auch verstanden als eine dynamische Organisationsform, als eine Form von Logistik bzw. als ein künstliches Regelsystem. Es ist dabei sehr genau angelehnt an real existierende Archivierungsverfahren.

Die Archivierungsarbeit ist als ein sich über lange Zeiträume erstreckender offener Prozess anzusehen, innerhalb dessen kleinere, abgeschlossene Einheiten - die so genannten Belege - hergestellt werden.

Dieser Archivierungsprozess weist mehrere unterschiedlich erfahrbare Geschwindigkeiten auf. Er unterliegt dem Spiel von Latenz (der sich in der Schwebe befindenden Informationen außerhalb wie innerhalb des Archivs) und dem Druck der Aktualisierung.

Bei den ermittelten Geschwindigkeiten handelt es sich um erstens die Welt-Ereignissen, die in eine lineare Zeit-Abfolge eingeschrieben sind, zweitens um die Biografie und dem Wahrnehmungs-Verhalten des Archivierenden und drittens um den Umschichtungs- und Ablageprozess, der einhergeht mit dem Finden und Entwickeln von Formen und Strukturen stiftenden Parametern.

Standard Euro sammelt, sortiert und legt ab.

Sortieren führt aufgrund der Gliederungen mit ihren Unter- und Spezial-Einteilungen zu einer Atomisierung einer Information/ einer Begrifflichkeit und zu den Grauzonen ihrer Ablage. Sortieren und Ablegen scheint eher ein Vorhaben zu sein. Denn selten findet eine Information in Form eines Artefakts eine endgültige Zuordnung; meist bleibt sie in der Schwebe, die Ablage ist eine vorübergehende. Erst das Vergehen von Zeit lässt Informationen zu Sedimenten aufschichten, über den längeren Zeitraum hinweg findet sich ein Ort, eine Zuordnung, eine Gewissheit.

Das zusammengetragene Ausgangs-Material bilden Karteien mit gefundenen und selbstangefertigten Bildern/Fotos, Langzeitstatistiken, Interviews, Protokollen. Bei den Ein- und Ausschlussmechanismen des Archivierens spielen nicht nur die zu Beginn des Prozesses aufgenommenen, in mehreren Etappen aussortierten Materialien/ Informationen eine Rolle, sondern auch die beim Produktionsprozess anfallenden Abfälle. Sie werden dem System zurückgeführt und gleichwohl als Bild- und System konstituiernde Komponenten wieder eingesetzt.

Weiterhin sind Ort, Raum und Platz von Bedeutung, an dem das zusammengetragene und abgelegte Material/ Information Volumen annimmt.

Im Gegensatz zum Arbeits- bzw. dem Lagerraum als reine Aufbewahrungs- und Produktionsstätte ist der von Standard Euro „bespielte“ öffentliche Raum – der so genannte InfoRaum_AusstellungsRaum - der Ort einer punktuell inszenierten Verräumlichung des Archivs, also einer Auswahl all der das Archiv bildenden Elemente.

Die Bestandteile des Archivs sind bei dem öffentlichen Auftritt - dem InfoRaum_AusstellungsRaum - je nach Beschaffenheit des Raumes und der Thematik individuell zusammengetragen und angeordnet. Für den ersten Blick sind bestimmte Inhalte gar nicht oder nur in begrenztem Umfang zu sehen. Information wird gezielt freigegeben bzw. zurückgehalten.

Wer darüber hinaus Einblick in die verschiedenen Bereiche des Systems gewinnen möchte, muss je nachdem Tafeln lesen und Schemata studieren, muss Gurte lösen, Deckel heben, Kisten wuchten, Schachteln umschichten, Karteikarten blättern, alles auslegen, verschieben - Geheimnisse lüften, Zusammenhänge schaffen, etwas nach-vollziehen, und ganz nebenbei eine mögliche persönliche Selbstvergewisserung von Welt entwickeln.

_Arbeitsarchiv

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Ausstellungen

_InfoRaum, 2022, B-LA, ATrans, Los Angeles, USA – group

_InfoRaum, 2022, Biennial Sinopale 8, Sinop, Turkey – group

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Lagerraum_storageroom

Biennial Sinopale 8, Sinop/Berlin, 06_2022

For Sinopale 3 in 2010, I installed a so-called FieldArchive in a room at Sinop‘s former prison. It consisted of several Standard Euro normed boxes with prints, maps and collected information about a worldwide network of Western listening stations. The basis of that specific interest was the military base situated on Sinop‘s hilltop and its monitoring activities against the Soviets during the Cold War. The architecture of these stations and their geo-graphical inscriptions in the world was one aspect of my research. But I also did interviews with Sinopian inhabitants who had some experience involving the listening base and had memories and stories to talk about. Revisiting this theme for Sinopale 8 meant adding new proofs to the archive taking into account further aspects of the intelligence network. I was researching and thinking about secrecy and invisibility in an era of the satellite pictures of Google Earth and the claims for total transparency, the handling of information as an assemblage of entangled geographies and histories. I transferred visual icons and codes I found in this new research into proofs (paper works) of the archive, arranged them in the storage part of my studio and mixed them with a selection of other proofs, lists and schemes of my long term archival activities. These arrangements are documented in a sequence of pictures - almost in the form of a small storage room-tour – presented in a slide show on the Sinopale webpage.

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_InfoRaum, 2016, Galerie Loris, Berlin, Germany – solo

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4.1.08_TrudelFlug

Galerie Loris, Berlin, 11_2016

Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht nur ein Beleg – 4.1.08_TrudelFlug - aus dem Jahr 2001, neu arrangiert und ergänzt mit anderen systemischen Bestandteilen des Projekts Standard Euro. Die Thematik des Trudelns belegt innerhalb dieses InfoRaums exemplarisch die sich immer wieder stellende Frage nach den Rändern und der Beherrschbarkeit von Systemen, aber auch die Beobachtung unumkehrbarerer Entwicklungen, wie etwa bei historischen Momenten oder bei Übergängen von Leben und Tod oder dem Entstehen von Krankheiten. Das Flugzeug, das aufgrund aero-dynamischer Irritation zu trudeln anfängt, verhält sich auf nicht vorhersehbare Weise, es bricht aus einem linearen System aus und wechselt in ein nichtlineares, chaotisches System. Dabei überschreitet es den Punkt, an dem das Flugzeug die Möglichkeit hat, in seinem Verhalten zum Anfangspunkt zurückzukehren: nach dem Schwebezustand des Trudelns ist der Sturz des Flugzeugs gewiss.

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_InfoRaum, 2016, Galerie Kunstpunkt, ATrans, Berlin, Germany – solo

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Retrospektive aus der Komfortzone

Galerie Kunstpunkt, Berlin, 09_2016

Nach 19 Jahren präsentiert sich Standard Euro in den Räumlichkeiten der Galerie Kunstpunkt in Form einer Retrospektive, die, gleichsam dem Blick eines Chronisten, umfassendere Betrachtungen auf das Geschehen dieser Zeitspanne zulassen. Der Blick auf die Welt, so wie er von der Künstlerin im System Standard Euro immer wieder unter dem Aspekt der Normierung versucht wird zu formulieren, ist ein zutiefst europäisch geprägter, genauer der Blick eines Kindes des deutschen Wirtschaftswunders. Aus den allgemeinen Bildern, die die Presse liefert und die eine Vorstellung von Welt (mit-)formt, wählt und klassifiziert die Künstlerin die Geschehnisse auf eigene Weise neu. Sie wirft Fragen auf nach der Freiheit der Presse, die in den meisten Teilen der Welt nicht oder nur eingeschränkt gewährleistet ist, nach Blick-Normierung und –Manipulierung, der Ausschnitthaftigkeit, mit der Informationen verbreitet werden und dem Verschwimmen der Grenzen von Informierung und De-Informierung. Der retrospektive Blick der Ausstellung ist hier auch auf Europa selbst gerichtet, das gerade im Begriff ist, sich zu verändern - in seinen Grenzverläufen und in seinem Selbstverständnis, das noch aus der Zeit nach dem Kalten Krieg stammt. Die im Archiv Standard Euro zusammengetragenen 3000 Zeitungsbilder sind nach 130 Kriterien sortiert und bilden größtenteils das Ausgangsmaterial für weitere künstlerische Auseinandersetzungen und deren Belege. Die Zeitungs-Bildkartei bildet das Kernstück dieses umfassenden InfoRaums, um sie herum breiten sich räumlich und gedanklich die Forschungs- und Archivierungs-Ergebnisse sowie die systemimmanenten Belege und Materialien aus – auf Tischen, auf (Stell-)Wänden, als Objekte oder medial.

text.doc,

Retrospektive aus der Komfortzone

After 19 years, Standard Euro is being presented in the spaces of the Galerie Kunstpunkt in the form of a retrospective that – in a way that resembles the perspective of an annalist – makes possible more comprehensive reflections on the events occurring during this interval of time. The view of the world which the artist continually strives to formulate in the Standard Euro System under the aegis of standardization reflects a profoundly European perspective, more precisely: that of a child of the German Wirtschafstwunder (Economic Miracle). Using the generalized images supplied by the press, which contribute to shaping our view of the world, the artist selects and classifies these events in new ways. She raises questions concerning the freedom of the press, limited or nonexistent in most parts of the world, of the standardization and manipulation of the gaze, of the partial and selective way in which information is disseminated, and of the blurring of the boundaries between information and disinformation. Here, the exhibition’s retrospective gaze is also directed at Europe itself, currently in the process of transforming itself - in its border demarcations and in its self-conception, still a product of the period that followed the Cold War. The 3000 newspaper photographs assembled in the Standard Euro Archive have been sorted according to 130 criteria, and for the most part constitute the point of departure for further artistic preoccupations and their documentation. The card index of newspaper images forms the core element of this comprehensive InfoSpace; proliferating around it spatially and conceptually are the research and archiving results as well as system-immanent documents and materials – on tables, on (movable) walls, as objects, or medially.

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_InfoRaum, 2016, Galerie Loris, Berlin, Germany – group

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FeldArchiv_Proteste2

Galerie Loris, Berlin, 05_2016

Aus ihrer gesamtarchivarischen Arbeit Standard Euro präsentiert Anne Metzen in der Gruppenausstellung BASED ON WHAT WE CALL A TRUE STORY so genannte Belege zum Thema Protest. Ihnen zugrunde liegen die seit Jahren gesammelten und archivierten Zeitungsbilder, die Szenen weltweiter Protestaktionen zeigen. Bilder von protestierenden Menschen und Protestsprüche auf Schildern gehören mittlerweile zum tagespolitischen Medienbild-Repertoire und bilden in der Arbeit Standard Euro einen Ermittelten Standard.

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FeldArchiv_Proteste2

In the group show BASED ON WHAT WE CALL A TRUE STORY, presents so-called documentary evidence on the theme of protest from her total-archive work Standard Euro. These are based on newspaper images, collected and archived over many years, which show scenes of worldwide protest movements. Pictures of people protesting and protest slogans on signs are now part of the political day-to-day image repertoire of the media, and as such form an established norm in the work of Standard Euro.

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_InfoRaum, 2015, Galerie Loris, Berlin, Germany – group

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23 Fehlende Bouquets

Galerie Loris, Berlin, 09_2015

Die Arbeit „23 Fehlende Bouquets“ thematisiert ein weiteres Mal den Ort, an dem Politiker meist unterschiedlicher Länder zu Gesprächen zusammenkommen und der auf spezielle Art für die Öffentlichkeitswirkung - wie dem Pressebild - in Szene gesetzt ist. Im Gegensatz zu der Arbeit mit dem Titel „43 Bouquets“ (05_2015), bei der es um eine Auflistung der tatsächlich vorhandenen mehr oder weniger prächtigen Bouquets bei diesen Zusammenkünften geht, thematisiert „23 Fehlende Bouquets“ eben deren Abwesenheit. Dies führt zu einer Auflistung von „leeren“ beigestellten Tischen, denen nur durch den Titel eine besondere Aufmerksam zuteil wird: ihnen fehlt etwas. Einem dieser leeren Tische wird als fiktiver Bestandteil der Gesamtarbeit ein Blumenschmuck entwickelt. Bei der ausgewählten Situation und dem dazugehörenden Tisch handelt es sich um den spontanen Besuch des deutschen Außenministers Steinmeier beim frisch zum Präsidenten gewählten Suleiman in Beirut 2008. Die Parameter, die bei der Auswahl der Blumen angewendet werden, haben konsultierte Spezialisten vorgegeben: das Referat für Veranstaltungen des Auswärtigen Amtes, Berlin und ein Berliner Event Florist. Anhand derer wird ein mögliches Bouquet für die genannte Zusammenkunft in Beirut erstell - so wie es Deutschland für dieses Treffen hätte mitbringen können. In der Gruppenausstellung „Spezialisten leisten immer etwas Besonderes“ in der Galerie Loris steht das Bouquet allerdings für die Expertise zur künstlerischen Arbeit - vorübergehend abgestellt.

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_InfoRaum, 2015, Galerie Loris, Berlin, Germany – solo

text.doc,

TEXT_Galerie Loris_DE

InfoRaum_LuftBeben

Galerie Loris, Berlin, 06_2015

Aufgrund der Nutzbarmachung des Luftraums und des „Umwelt-Designs“(1) ist es an der Zeit den Luft-Raum anders zu definieren. Bislang wurde der Luft-Raum als „der Raum, der dem Menschen fast unbegrenzte Freiheit bietet“(2) wahrgenommen, er wurde unangetastet in seiner Selbstverständlichkeit erlebt, als ein Ausblick und Hinausgreifen ins Undefinierte und vom Boden Losgelöste. Mittlerweile aber birgt er zunehmend die latent bedrohliche Komponente des Unsichtbaren.

So könnte eine Schlussfolgerung beim Betrachten und Erfassen der Ausstellung InfoRaum_Luftbeben sein, die in der Berliner Galerie LORIS zu sehen ist. Anne Metzen zeigt einen speziell zusammengestellten Themenbereich aus dem von ihr seit 1997 betriebenen komplexen künstlerischen Forschungs- und Archivierungsprojekts, das unter dem Namen Standard Euro firmiert.

Zu sehen sind die visuellen Auswirkungen von luftgestützten Operationen und Manipulationen der Atmosphäre, die aus ihrem Kontext gelöst wie zeichenhafte Einschreibungen in Luft und Erde wirken.

Bei den gezeigten Motiven handelt es sich um weitestgehend durch den Menschen verursachte Eingriffe, die in der Luft stattfinden, durch die Luft gesteuert werden bzw. die Luftqualität maßgeblich beeinflussen, wie u.a. Luftangriffe, das Versprühen von Giftgasen, der Aufbau von Hochfrequenz-Feldern in der Ionosphäre oder die Luftaufklärung mit unbemannten Flugzeugen.

Mit dem Sammeln, Aufspüren, Zusammentragen der Spuren von Ereignissen und Vorkommnissen definiert Standard Euro in der Typologie und Methodik des eigenen

Systems Freie Standards und folgt damit dem systemimmanenten Forschungs-interesse: Der Ermittlung von Blicknormierungen und Ikonisierungsprozessen von Ereignissen durch Medien und Internet.

In dieser Ausstellung gewährt Anne Metzen dem Besucher Einblick in die vielschich-tigen Strukturen ihres Wirklichkeitserfassungs-Systems Standard Euro. In der raumgreifenden Installation sind u.a. Systemholzkisten, Karteien, Listen, Register, Animationen aber auch Arbeiten in Beton und auf Papier zu sehen.

1 Peter Sloterdijk; aus dem gleichnamigen Buch Luftbeben. An den Quellen des Terrors, 2002

2 Otto Piene, 1961

text.doc,

TEXT_Galerie Loris_EN

InfoRaum_LuftBeben

Galerie Loris, Berlin

06_2015

Due to the utilisation of airspace and ‘environmental design’(1) the time has come to re-define airspace. So far airspace has been perceived as ‘that space offering man almost unlimited freedom’(2); it was experienced untouched in its self-evidence, as a prospect and outreach into what is undefined and detached from the ground. Meanwhile, however, it harbors more than ever the latently threatening component of the invisible.

This could be one conclusion while regarding and appreciating the exhibition InfoRaum_Luftbeben, to be seen at Berlin gallery LORIS. Anne Metzen shows a specially compiled thematic department of her complex artistic research and archive project she pursues since 1997, operating under the name of Standard Euro.

To be seen are the visual consequences of air-based operations in, and manipulations of, the atmosphere, which, taken out of their context, appear like emblematic inscriptions into air and earth. The motifs shown represent for the most part man-made interventions taking place in the air, controlled via the air, or significantly influencing air quality like, e.g. air raids, dissemination of poison gas, setup of high-frequency fields in the ionosphere, or air reconnaissance with unmanned aircraft.

With the collection, detection, and compilation of traces of events and incidents Standard Euro defines within the typology and methodology of its own system free standards, thus pursuing a scholarly interest inherent in the system: the investigation of regard standardizations and iconization processes of events by the media and the Internet.

In this exhibition Anne Metzen allows the visitor an insight into the multi-layered structures of her Standard Euro reality-capturing system. The extensive installation brings to view among other things system wooden crates, files, lists, registries, animations, but as well works in concrete and on paper.

1 Cf. Peter Sloterdijk, translated from his book of same title, Luftbeben. An den Quellen des Terrors, 2002

2 Cf. Otto Piene, 1961

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_LichtBildVortrag, 2014, KunstWerke, ATrans, Berlin, Germany – group

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TEXT_KW_DE

InfoRaum_LichtBildVortrag

ONS#2 KW, KunstWerke, Berlin

10_2014

Kuratiert: ATrans

Standard Euro tritt im Rahmen des One-Night-Stand ONS#2 KW Berlin mit einem LichtBildVortrag (LiBiV) auf. Dieser LichtBildVortrag wurde speziell auf die räumliche Situation und auf das Auftrittsformat des Abends angefertigt und eingerichtet. Gezeigt werden ein Ausschnitt und eine Momentaufnahme aus dem seit 1997 betriebenen Archiv, Forschungsprojekt und System Standard Euro. Ausgangspunkt ist der Blick in die Vorlagenkartei der Zeitungsbilder mit ihren dazugehörenden Listen und deren Verankerung in der Systemstruktur. Die Kartei bildet einen wichtigen Bestandteil des Archivs und dient maßgeblich der Ermittlung des Forschungsergebnisses – dem Freien Standard. In den Listen wird die Gesamtheit aller im Archiv vorkommenden Elemente erfasst, so auch die Zeitungsbilder. Behältnisse, Register, Bilder, Nummern, Nomenklatur, Cluster von wechselnden Sinnzusammenhängen – Informationen – nehmen laufend und nebeneinander Bezug aufeinander. Die Erfahrbarkeit des analogen Sich-durch-Blätterns durch Karteien und Listen und das Erstellen von Bezügen in dem komplexen Systemgeflecht von Standard Euro erfährt in der animierten Version des LichtBildVortrags eine neue und andersartige Übersetzung. Ergänzt wird der InfoRaum an diesem Abend durch das InfoGespräch (InfGe) mit Silke Feldhoff und Isolde Nagel und das InfoBuch (InfBu).

text.doc,

TEXT_KW_EN

InfoRaum_LichtBildVortrag

ONS#2 KW, KunstWerke, Berlin

10_2014

Kuratiert: ATrans

For the One-Night-Stand ONS#2 at the KW Berlin Standard Euro presents an especially for this event concipated so called LichtBildVortrag (LiBiV). It shows a part of the archival and investigational work Standard Euro – a project conducted since 1997. The lecture is focussed on the collection of newspaper pictures, their listing and their relationship to other components and artefacts of the system structure. These pictures, kept in a rising amount of cartridge boxes, are the basic elements for finding out the result of the research process – the so called Free Standard. Every box, register card, number, picture and code, a.s.o. – every piece of information – is listed and related to each other. The flipping through the animated cards and slides creates in an experimental way various references to the complex system structure. It shows a new and different form of a Standard Euro InfoRaum presentation. This InfoRaum is complemented by the InfoGespräch (InfGe) and the InfoBuch (InfBu).

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_InfoRaum 2013 Galerie der HGB, Leipzig Germany – solo

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TEXT_HGB_DE

InfoRaum_

HGB Hochschule für Grafik und Buchgestaltung, Leipzig

04_2013

Kuratiert: Silke Feldhoff

Für die Galerie der HGB Leipzig konzipierte Anne Metzen einen Standard Euro_InfoRaum, der das System in der komplexen Verschränkung seiner drei Bereiche Entwicklung, Systemverwaltung und Bestand vorstellt. In einer dichten Landschaft aus Normkisten, in und auf denen verschiedene Belegstücke liegen, zeigt sich eine Auswahl des Bestandes, so z.B. Filzdrucke aus der Serie WüstenFelder (WüsFe), Filzreliefs der Serie EichmannImProzess (EiIPr) oder die EreignisWolken(ErWol), Graphitstaubschablonierungen auf Papier, die Wolken nicht-meteorologischen Ursprungs zeigen, die infolge eines Ereignisses entstanden sind, so z.B. des Atombombenabwurfs auf Nagasaki 1945, des Absturzes der Challenger 1986 oder der Luftangriffe in nordafrikanischen Ländern 2011.

Über Karteikarten, Listen und die als Vorlagen dienenden Medienbilder erschließt sich Standard Euros Systemverwaltung, die Entwicklung dieses Denksystems entfaltet sich schließlich über eine Präsentation von Klemmbrettern, Anschauungstafeln und anderem Material.

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_InfoRaum, 2013, Goetheinstitut, ATrans, Rotterdam, Netherlands – solo

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TEXT_GOETHE _DE

InfoRaum_AusstellungsRaum

100 Reden, Goethe Institut, Rotterdam

02_2013

Kuratiert: ATrans

Mit „100 Reden“ thematisiert Standard Euro innerhalb eines InfoRaums im großen Saal des Goetheinstituts Rotterdam Politikerbilder durch den Blick der Medien. Der InfoRaum wurde speziell auf den Raum hin konzipiert. Gezeigt werden ein Ausschnitt und eine Momentaufnahme aus dem seit 1997 betriebenen Archiv, Forschungsprojekt und System Standard Euro. Ausgangspunkt ist der Blick in den Register Politiker und seinen zahlreichen Unterregistern der Vorlagenkartei der Zeitungsbilder.

Anhand dessen zeigt sich die Normierung von Auftrittsformen, Gesten und Gebärden der auf die Rezeption der Medien ausgerichteten Politiker, Normen, die Standard Euro wiederum in Zahlencodes übersetzt entsprechend seiner System-immanenten Parameter. Zeitungsbilder, Karteikarten, Listen, Codes auf Tafeln und Boden sowie zeichenhafte Elemente des Raums verweisen beim Abschreiten und Erfassen der ausgestellten Objekte ständig aufeinander.

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_FeldArchiv 2011 ATrans Container, Potsdam, Germany – solo

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TEXT_Contain_DE

InfoRaum_Container.Potsdam

Dialoge+2, Schiffbauergasse Potsdam

09_2011

Kuratiert: ATrans

Wolken _ Flüchtige Zeichen

Das Ausstellungsprojekt DIALOGE+2 besetzt die Wasserseite der Schiffbauergasse in Potsdam mit drei Kunst-Containern.

Zwei davon bespielt Standard Euro, indem es mit seiner Arbeitsstätte in die Container einzieht (FeldArchiv). Der Besucher kann in das Laboratorium eintreten und an der Prozesshaftigkeit des Archivierens und des dabei vergehenden Zeitraumes teilhaben.

Standard Euro widmet sich dabei dem Freien Standard des Wolkenbildes.

Ermittelt wird die so genannten EreignisWolken, Wolken als das Ergebnis eines Ereignisses auftreten, wie die Aschewolken in Folge eines Vulkanausbruches, oder Rauchwolken als Folge von Menschenhand bewusst erzeugter Zustände wie den Explosionen mit unterschiedlichen Anlässen.

Zum anderen werden Wolken thematisiert, deren Größe, Aussehen und Verhalten schwer erfassbar sind und sich nur schematisch darstellen lassen, wie die radioaktive Wolke oder die Datenwolke.

Verwiesen wird auf die Darstellung/ Instrumentalisierung der Wolke mittels des Medienbilds.

Im Zusammenhang mit dem Ausstellungsprojekt gab es zwei Gesprächsrunden von Standard Euro/ ATrans mit Prof.Dr.Günther Rüdiger vom Leibniz Institut für Astrophysik Potsdam und Dr.Fritz Reusswig vom Potsdam Institute for Climate Impact Research.

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TEXT_Contain_EN

InfoRaum_Container.Potsdam

Dialoge+2, Schiffbauergasse Potsdam

09_2011

Curated by ATrans

Clouds

On the occasion of the Potsdam exhibition, Standard Euro will occupy two containers as a workstation (FieldArchive). Visitors will be able to enter this laboratory and to participate in the processual aspects of archival activities and the associated passage of time. For the theme of investigation, Standard Euro is dedicated to the Free Standard of Cloud Formation. …deliberately generated states such as smoke clouds or clouds of ash, dust or radioactivity become the objects of localized research interest.

Standard Euro in Conversation with

Prof.Dr.Günther Rüdiger, Leibniz Institut für Astrophysik Potsdam

Dr.Fritz Reusswig, Potsdam Institute for Climate Impact Research.

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_LichtBildVortrag 2011 Thealit. Frauen, Kultur, Labor, Bremen, Germany – group

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TEXT_THEALIT_DE

InfoRaum_LichtBildVortrag

SystemVerrat_Lab. Thealit - Frauen. Kultur. Labor, Bremen

02_2010

Kuratiert: Andrea Sick, Claudia Reiche

Am letzten Tag der Ausstellung zum Lab-Thema „Verrat“ tritt Standard Euro in Form eines stummen LichtBildVortrags auf. In einer 3 stündigen Performance wird ein 15 Minuten dauernder Vortrag, bei dem Anne Metzen extra angefertigte Folien im Wechsel auf drei Overheadprojektoren auflegt, wiederholt.

Die Folien sind mit Inhalten aus der Archiv- und Forschungsarbeit Standard Euro bedruckt und thematisieren anhand der vermeintlichen Offenlegung des eigenen Systems den in Systemen allgemein angelegten Verrat beim Erklären desgleichen, da es das ihm innewohnende Geheimnis und die damit verbundene Macht preisgibt.

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_FeldArchiv 2010 Sinopale3, Sinop, Turkey – group

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TEXT_Sinopale_DE

InfoRaum_FeldArchiv

Sinopale 3 (Biennale), Sinop, Türkei

07_2010

Kuratiert: T.Melih Görgün

Hidden Memories - Lost Traces

Aufgefordert, sich anlässlich der Sinopale 3 mit der Geschichte der am Schwarzen Meer gelegenen türkischen Stadt Sinop auseinanderzusetzen, thematisiert Standard Euro die vor Ort gelegene Abhörstation. Dabei handelt es sich um ein Militär-Gelände auf dem höchsten Hügel der Stadt, der als äußerster Zipfel ins Meer ragt. Die Station wurde ursprünglich errichtet, um während des Kalten Krieges Nachrichten jenseits des Meeres abzufangen.

Standard Euro startet mit Sinop eine Forschungsarbeit zu weltweit existierenden Abhörstationen, die einem globalen Netzwerk der Informations-Beschaffung und- Verteilung angehören. Ausgehend von recherchierten Angaben und Aussagen Beteiligter erstellt Standard Euro eine Weltkarte, in die die noch vorhandenen und wichtigsten Stationen eingeschrieben sind. Basierend auf Satelliten-Bildern von Google Earth werden zehn Stationen ermittelt und deren grafisches Erscheinungsbild erfasst, das aufgrund technischer Gegebenheiten einem bestimmten Muster folgt.

Sie dienen als Vorlage für anzufertigende Belege (FilzDrucke).

Des Weiteren startet in Sinop eine Befragung der Bevölkerung, genauer der Personen, die in einer unmittelbaren Verbindung zur dortigen Abhörstation standen oder noch stehen. Die amerikanische Base bewirkte mit der Zeit kulturelle und auch wirtschaftliche Verschränkungen mit der kleinen, türkischen Stadt. Sie hinterließ Spuren in ihrer Struktur, Geschichte und Charakter und in der Bevölkerung. Der Einfluss macht sich auch nach ihrer Schließung durch die Amerikaner bemerkbar.

Die Interviews sollen Aufschluss geben über mögliche Muster der Aussagen der Personen, die in einem Zusammenhang mit den Abhörstationen standen.

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TEXT_Sinopale_EN

InfoRaum_FeldArchiv

Sinopale 3 (Biennale), Sinop, Türkei

07_2010

Curated by: T.Melih Görgün

Hidden Memories - Lost Traces

Geospatial Intelligence Network

Already before the Cold War started, in 1947, non-communist countries (USA, England, Canada, Australia, New Zealand) had formed a kind of listening network trying to collect the data via satellite or radio bearing. The received and deciphered information influenced the political and military steps in the armament race between the communist and non-communist states. So tells the History.

The most listening bases founded in this time still exist, the network as well. Only the name of it changed, only the aim of it changed.

The Base and its Environment

The Base is affiliated to the city close to it. A culturel and economic exchange takes place, people on both sides interact in their manner of living, behaviour and religious practices. People make a common history. The Base leaves behind a trace in the city and its population, structure and character are changed by its influence.

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_InfoRaum 2009, Preview Artfair, ATrans, Berlin, Germany – solo

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TEXT_PREVIEW_DE

InfoRaum_Ausstellung

Flugobjekte_Preview Artfair, Berlin

09_2009

Kuratiert: ATrans

Anlässlich der diesjährigen Preview Artfair, die in der Haupthalle des Tempelhofer Flughafens stattfindet, zeigt Standard Euro eine Zusammenstellung von Belegen, die das Fliegen bzw. Flugobjekte zum Thema haben. In einen der abgeschlossenen Seitenräume der Halle stapeln sich Kisten und Paletten auf Folie und in Folie eingepackt, teilweise zusammengurtet teilweise geöffnet. Auf einigen der Kisten liegen mit schwarzer Farbe bedruckte und bestempelte Papiere (FilzDrucke), das Motiv sind die Bruchstücke der 1988 abgestürzten PanAm Maschine, die einem Attentat zum Opfer fiel.

In anderen Kisten liegen u.a. Belege zu schematischen Flugzeugquerschnitten (FliQu), zu der Landebahn des Flughafens Berlin, Schönefeld und zu dem Absturz der Challenger.

Zu sehen sind auch Karteien mit Zeitungsbildern zu Flugobjekten.

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_Temporäre Station 2009, ATrans Pavilion, Berlin, Germany – solo

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TEXT_PAVILLON _DE

InfoRaum_TemporäreStation

ATransPavilion, Pavillon Hackesche Höfe, Berlin

06_2009

Kuratiert: ATRANS

2009 tritt Standard Euro mit seinem gesamten Archiv im Rahmen der Platform ATransPavilion, einem Pavillon im hintersten der Berliner Hackeschen Höfe, in die Öffentlichkeit.

Der Pavillon ist so eingerichtet, dass während der 6 wöchigen Ausstellungszeit in Form einer so genannten TemporärenStation der Archivierungsprozess weiterbetrieben wird und der Besucher daran teilnehmen kann. Dies geschieht in Form von InfoGesprächen mit Verweisen auf die vorhandenen Karteien, Kisten und Belege. Die Gespräche werden in Protokollen festgehalten und fließen wiederum in das System ein.

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Arbeiten

_Schema (E)

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(E)

Struktur und Gruppenwesen.

Die Schemata geben eine Überblick darüber, wie der Prozess der Archivierung Standard Euro aufgebaut ist und worin seine Einzelbestandteile bestehen. Erfassung, Sortierung und Zuordnung von archivierungswürdigen Bildern und Bildinformationen nehmen in Schemata, Listen und Belegen Gestalt an und werden in Mappen, Schachteln, Karteien und Kisten abgelegt. Sie sind unterschiedlichen Bereichen (E-S-B) zugeordnet, in ihrem Format genormt und ihre Bezeichnungen gehören einer eigens entwickelten Nomenklatur an. Neben gefundenen Artefakten und Bildern werden auch neu angefertigte Arbeiten – die so genannten Belege – archiviert. Sie verweisen in ihrer Thematik immer auf bereits vorhandene (mehr oder weniger) allgemein bekannte Bildinformationen des Alltagsgeschehens und sind als das Ergebnisprodukt des Archivierungsverfahrens und des Forschungsinteresses Standard Euros zu verstehen. Inhalt und Aussehen unterliegen diversen Parametern. Die Verfahren, mit denen sie hergestellt werden, sind solche, die sich für eine einfache Vervielfältigung eignen – wie Drucken, Cut Outs, Schablonieren oder Gussverfahren etc. Die Belege werden in den so genannten InfoKisten aufbewahrt. Möbel, Displays und Projektionsgeräte sind ebenfalls Bestandteil des Systems. Arbeits-, Lager- und AusstellungsRaum sind gleichermaßen Archivierungs-Räume.

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_Schachtel (S), Anleitung zum Beleg EreignisWolken

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_2012 TM_ Laserdruck auf Computerpaper 10 x 21,0 x 30,5cm

In den Schachteln sind Arbeits-Nachweise abgelegt, deren Bildenhalte sich auf alle Bestandteile des Systems/Archives beziehn, wie auf Listen und Zahlencodes, auf Belege oder Kisten, auf ZeitungsBilder oder Gummiringe, etc. Bei dem in der Schachtel vorliegenden Nachweise handelt es sich um die Anleitung zur Umsetzung des Belegs "EreignisWolken".

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_Schachtel (S), BodenWolken, Liste Register Zeitungsbilder, Liste Nummern Zeitungsbilder

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_2022 TM_ Laserdruck auf Computerpapier 10 x 21,0 x 30,5 cm

In den Schachteln sind Arbeits-Nachweise abgelegt, deren Bildinhalte sich auf Bestandteile des Systems/Archivs beziehen, wie z.B. auf Listen und Zahlencodes, auf Belege oder Kisten, auf ZeitungsBilder oder Gummiringe, etc. Die "BodenWolken" sind 8 verschiedene Wolkenmotive, deren Vorlagen Zeitungsbilder aus der Zeitungsbildkartei mit dem Register Flugobjekte. Geschosse sind. Diese wurden digital so bearbeitet, dass nur noch die Wolken - alle in Bodennähe befindlich - in einer Landschaft zu sehen sind. Da es keinerlei Verweise (mehr) auf menschliche, kulturelle oder natürliche Gegebenheiten gibt, die dem Betrachter die gängigen Merkmale zur Interpretation eines Medienbildes liefern, bleibt der Grund für die Existenz dieser Wolken scheinbar ungeklärt

Der in der Schachtel vorliegende Nachweis "BodenWolken" wird mit den Nachweisen "Liste der Nummern der Zeitungsbilder-Karteikarten" und mit der "Liste der Register-Namen der Zeitungsbild-Kartei" zusammen arrangiert.

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_Kartei (S), Kartei der ZeitungsBilder

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/2.0 Karteien

In den Karteien befinden sich Karteikarten mit ausgewählten Informationen, die Registern mit bestimmten Inhalten zugeordnet sind. Sie können Bestandteil des AusstellungsRaums sein. Der Besucher hat dann die Möglichkeit, in den Karteien zu blättern.

Die Kartei der ZeitungsBilder ist eine VorlagenKartei. In ihr werden alle gesammelten und ausgewählten Zeitungsbilder erfasst und nach ihren Bildinhalten abgelegt.

Das Zeitungsbild entstammt einer oder mehreren überregionalen Tageszeitungen und ist dann ein sammelwürdiges Bild, wenn sein Bildinhalt/-charakter ein Bildzeichen/-Ikon seiner Zeit beschreibt oder Bildinhalt/-charakter bzw. seine Bildelemente immer wieder auftauchen. Das Zeitungsbild oder eine Serie von Zeitungsbildern sind Grundlage der Langzeitstudien und können als Vorlage für neu anzufertigende Belege oder weiteren Karteien dienen.

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ZB_Zeitungsbildkartei (S) Register 13.02 Wolken. Ereigniswolken

Den Titel „Wolken“ trägt der Register Nr.13 innerhalb der Kartei der Zeitungsbilder. Zu diesem Register gibt es 21 Unterregister. Der Zeitraum des Sammelns ist von 2000 – 2022 ∞. Gesammelt wurden/werden die Zeitungsbilder, auf denen Wolken zu sehen sind, die in einem bestimmten Ereignis-Zusammenhang aufgetreten sind. Sie sind entweder durch natürliche Kräfte verursacht oder durch Menschenhand hervorgerufenen worden. Oft verweist allein die Form der Wolke ohne ihr weiteres geschichts- oder geografisches Umfeld/ Zusammenhang auf das Ereignis, dessen Folge sie ist. Einer der Register vereinigt Bilder von Wolken, die aufgrund von Explosionen entstanden sind.

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ZB_Zeitungsbildkartei (S) Register 02.06 FLugobjekte. Raketen

Den Titel „FLugobjekte“ trägt der Register Nr.02 innerhalb der Kartei der Zeitungsbilder. Zu diesem Register gibt es 22 Unterregister. Der Zeitraum des Sammelns ist von 2002 – 2022 ∞. Gesammelt wurden/werden die Zeitungsbilder, auf denen fliegende oder sich in der Luft befindende Objekte zu sehen sind. Der Unterregister "Raketen. Geschosse" wiederum ist auffgeteilt in den Register mit Geschossen, die sich am Boden befinden und in den Register mit Geschossen, die sich in der Luft befinden. Die zu Machtdemonstrationen veranstalteten Raktentests lassen sich nicht nur nach Geschosstyp, Militärgerät und Landschaft den unterschiedlichen Staaten zuordnen, sondern auch nach der Art des ausgewählten medialen Bildes.

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ZB_Zeitungsbildkartei (S) Register 04.09 Menschen. Die Unsichtbaren

Den Titel „Die Unsichtbaren“ trägt der Register Nr.04 innerhalb der Kartei der Zeitungsbilder. Zu diesem Register gibt es 22 Unterregister. Der Zeitraum des Sammelns ist von 2015 – 2022 ∞. Gesammelt wurden/werden die Zeitungsbilder, auf denen Menschen zu sehen sind, deren Kopf oder Gesicht verdeckt oder digital unkenntlich gemacht wurden. Meist handelt es sich um Personen, die wegen eines Deliktes abgeführt oder sich in einer Gerichtsverhandlung befinden, aber auch um Personen, die im Medienbild geschützt werden sollen. Erst das Verbergen hinter dem Aktenordner machte es möglich, dass die Angeklagten in den Gerichtsverhandlungen auf dem fotografischen Medienbild sichtbar wurden. Bis dahin durften die Gerichtsverhandlungen nur in Form von Zeichnungen veröffentlicht werden. Eine Abbildungs-Norm wurde durch eine neue ersetzt.

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ZB_Zeitungsbildkartei (S) Register 01.01.33 Zäune. Überwinden von Zäunen

Den Titel „Zäune“ trägt der Register Nr.1 innerhalb der Kartei der Zeitungsbilder. Zu diesem Register gibt es 21 Unterregister. Der Zeitraum des Sammelns ist von 2007 – 2022 ∞. Gesammelt wurden/werden die Zeitungsbilder, auf denen Zäune zu sehen sind. Das Überwinden von Zäunen durch Personen wird zu einem wiederkehrenden politischen Ereignis.

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_GrenzMarktKatalog (B)

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GrenzMarktKatalog (B)

Abk B_GreFE_GrMKa_2 _TM Broschüre 27,0 x 21,0 x 2,0 cm

Den Titel „GrenzMarktKatalog“ trägt das Objekt Nr. 3.23 innerhalb des Bestand-Bereichs GrenzenFürEuropa. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 09/2004 in eine K1 Kiste Nr.44 eingekistet und ist ein Werbekatalog zu Objekten des Grenz-, Sicherheits- und Einfriedungsbedarfs. Ausgehend von der Öffnung der innereuropäischen Grenzen im Jahr 2000 und der Frage nach einem adäquaten Umgang mit dem nationalen und individuellen Abgrenzungsbedürfnis entwickelt Standard Euro als satirische Antwort den so genannten GrenzMarkt. Ein Marketing-Konzept sieht vor, dass in die nun leerstehenden Grenz-Liegenschaften der GrenzMarkt einzieht, der Grenz-Zubehör an die eigenen europäischen Einwohner aber auch an außereuropäische Staaten vertreiben soll. Erwiesenermaßen bleibt der Bedarf an Abgrenzung groß.

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_Kisten (B), WüstenFelder

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WüstenFelder

_Abk B_NoFil_WüsFe_1-25 _TM Ölfarbe auf Vorsatzpapier 25 x 50,0 x 70,0 cm

Den Titel „WüstenFelder“ trägt der FilzDruck Nr. 4.1.11 innerhalb des Bestand-Bereichs NormFilz. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 08/2005 in eine K2 Kiste Nr.61 eingekistet und besteht aus 25 mit schwarzer Ölfarbe bedruckten Papier-Blättern, auf die sich das Motiv verteilt. Die Vorlage dazu ist ein Zeitungsbild, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr. 5 unter dem Register 6 „Satellitenbilder“ mit der Bild-/Kartennummer 05002_0065. Das Bild entstammt der FAZ und ist vom 12.06.2005. Aufgenommen wurde es am 12.02.2004. Gezeigt wird der Zustand der Saudi Arabischen Wüste südlich von Tubarjal. Hunderte von in seltsam ineinander verschränkten Karrees angeordnete Punkte stellen runde Bewässerungsfelder dar. Seit den achtziger Jahren wird mit Hilfe von Drehachsen-Bewässerungssystemen die Landwirtschaft in der saudischen Wüste auf begrenzte Zeit betrieben. Das Wasser dazu kommt aus einem Grundwasserspeicher, der sich Kilometer tief in der Erde befindet. Das Wasser ist vermutlich 20000 Jahre alt. Bei dem Anlegen der Felder in diesem Bereich der Wüste gab es offensichtlich die Voraussetzungen (welcher Art auch immer) dazu, die Anordnung der Felder sehr systematisch zu betreiben. So können in einem Karree immer 10 auf 10, sprich 100 Felder betrieben werden. Es gibt zwei Blöcke, in denen mehr oder weniger Streng diese Karrees in mehreren Spalten und Reihen angeordnet sind. Nicht nachvollziehbarer Weise greifen diese Blöcke allerdings schräg versetzt ineinander…

Systeme und die Grenzen ihrer Nachvollziehbarkeit.

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_Kisten (B), MatterHorn

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_MatterHorn

_Abk B_NoFil_MatHo_1-04 _TM Filz 60,0 x 60,0 x 51,0 cm

Den Titel „MatterHorn“ trägt das FilzObjekt Nr.4.3.01 innerhalb des Bestand-Bereichs NormFilz. Es ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 07/2006 in zwei K5 Kisten Nr.62 und Nr.63 eingekistet und besteht aus 4 aus Filz gearbeiteten Einheiten, die ein Objekt ergeben. Es gibt zu diesem Motiv diverse Zeitungsbilder, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr.9 unter dem Register 10 „MatterHorn“. Es handelt sich dabei meistens um Print-Anzeigen für Produkte, die mit dem Matterhorn in Verbindung gebracht werden. Entweder handelt es sich um ein Produkt aus der Schweiz oder um ein Produkt, das sich auf einen Berg bezieht. Dass dazu gerne und häufig das Bild des Matterhorns als eines der bekanntesten Berge der Welt verwendet wird, liegt an seiner besonders markanten Form. Er ragt mit allen seinen vier Seiten bzw. Graten gleichmäßig aus der Walliser Alpen- Berggruppe heraus. Bekannt ist das Bild des Berges allerdings nur von genau einer Blickrichtung aus – nämlich der Blick auf die Ost- und Nordwand, auf den Hörnligrat. Der Blick wurde normiert.

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_Kisten (B), EichmannImProzess

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_EichmannImProzess

_Abk B_NoFil_EiIPr_1-24 _TM Filz 6x 4x 60,0 x 60,0 x 1,0 cm

Den Titel „EichmannImProzess“ trägt das FilzRelief Nr.4.2.06 innerhalb des Bestand-Bereichs NormFilz. Es ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 05/2012 in eine K2 Kiste Nr.108 eingekistet und besteht aus 6 x 4 (24) aus Filz gearbeiteten Einheiten, die jeweils ein Relief ergeben. Die Vorlage dazu ist ein Zeitungsbild, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr.14 unter dem Register 4 „Menschen“ mit der Bild-/Kartennummer 06015_0062. Das Bild bestehend aus sechs verschiedenen Porträts Eichmanns während seines Prozesses entstammt der SZ und ist vom 08.06.2006. Die Aufnahmen sind während der Prozesstage beginnend am 11.4.1961 gemacht worden. Bilder mit Eichmann als Motiv tauchen immer wieder in der Zeitung auf, da sich weiterhin Material und Fakten zu dem Prozess und der Verschränkung zur Regierung der jungen Bundesrepublik bzw. der Aufarbeitung des Holocausts im Nachkriegsdeutschland finden und freigegeben werden.

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_Kisten (B), FliegerBruchTeile

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_FliegerBruchTeile

_Abk B_NoFil_FliBT_1-32 _TM Ölfarbe auf Vorsatzpapier 32 x 50,0 x 70,0 cm

Den Titel „FliegerBruchTeile“ trägt der FilzDruck Nr. 4.1.12 innerhalb des Bestand-Bereichs NormFilz. Es ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 08/2008 in eine K3 Kiste Nr. 59 eingekistet und besteht aus 32 mit schwarzer Ölfarbe bedruckten Papier-Blättern, auf die sich das Motiv verteilt. Die Vorlage dazu ist ein Zeitungsbild, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr. 11 unter dem Register 2.01.1 „Flugobjekte. Abstürze. Am Boden/ Im Wasser“ mit der Bild-/Kartennummer 09149_0283.

1988 stürzte über dem schottischen Lockerbie aufgrund eines Attentats eine PanAm-Maschine ab. 270 Menschen starben. Die Bruchteile der Maschine wurden zu Autopsie-Zwecken in einer Halle zusammengetragen, um auch auf diesem Wege herauszufinden, wer der Verursacher des Anschlags sind. 2009 wurde bereits der Strohmann, der eingesetzt wurde um das britisch-lybische Verhältnis nicht zu sehr zu belasten, aus seiner Haft entlassen. Viele Theorien existieren zu den möglichen Drahtziehern des Anschlags, keine sind je wirklich bewiesen, kein Schuldiger gefunden worden. Dieses Ereignis und Geschehnisse, die im Zusammenhang mit ihm stehen, sind immer wieder ein Medien-würdiges Thema.

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_Kisten (B), EreignisWolken

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_EreignisWolken

_Abk B_WisIB_ErWol_1-10 _TM Grafit auf Vorsatzpapier 10x 50,0 x70,0 cm

Den Titel „EreignisWolken“ tragen die Staubschablonierungen Nr. 6.2.02 innerhalb des Bestand-Bereichs WissenschaftImBilde. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 11/2012 in eine K1 Kiste Nr.52 eingekistet und besteht aus 10 mit Grafitstaub betupften Papier-Blättern, deren Motiv jeweils eine Wolke ist. Formen und Schattierungen der Wolke ergeben sich aus dem Verfahren des Schablonierens. In diesem Fall trägt die Art der Umsetzung – also das Leichtflüchtige eines Wolkenbildes in einer Schablone erstarren zu lassen - eine irrwitzige Komponente. Die Vorlage zu den EreignisWolken ist je ein Zeitungsbild, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr.8 unter dem Register 13 „Wolken“ mit den Bild-/Kartennummern 10389_0489, 11008_0480, 05006_0048, 00001_0038, 10390_0495, 11003_0476, 09524_0497, 09541_0502, 09542_0503, 10241_0491.

Die Bilder entstammen alle der SZ und sind der Reihe nach vom 08.05.2010, 14.03.2011, -, 13.08.2000, 12.05.2010, 31.03.2011, 24.07.2009, 14.01.2009, 15.09.2001, 16.09.2010.

Die Wolken sind den Registern „Aschewolken“, „Radioaktive Wolken“ und „Rauch- und Explosionswolken“ entnommen.

Alle Wolken - ausschließlich der Vulkanausbruch – sind auf Ereignisse zurückzuführen, die durch Menschenhand eingeleitet bzw. ausgelöst wurden. Der Ascheregen des Vulkanausbruchs wiederum hatte zur Folge, dass der Ablauf des Flugverkehrs in weiten Teilen der Welt gestört war.

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_Kisten (B), SprühEinsatzLinien

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_SprühEinsatzLinien

_Abk B_WisIB_SpELi_1-6 _TM Grafit auf Vorsatzpapier 6 x 50,0 x 70,0 cm

Den Titel „SprühEinsatzLinien“ tragen die Staubschablonierungen Nr. 6.31 innerhalb des Bestand-Bereichs WissenschaftImBilde. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 06/2013 in eine K1 Kiste Nr.54 eingekistet und besteht aus 6 mit Grafitstaub betupften Papier-Blättern, deren Motiv zusammen eine grafische Übersetzung von Fluglinien ist. Diese Linien beschreiben die von den Flugzeugen geflogenen Routen, die zum Versprühen des Entlaubungsgiftes Agent Orange im Vietnamkrieg von den Amerikanern eingesetzt wurden.

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_Kisten (B), LuftAufklärung

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_LuftAufklärung

_Abk B_WisIB_LufAu_1-12 _TM Beton 12x 30,0 x 30,0 cm

Den Titel „LuftAufklärung“ trägt der Betonguss Nr. 6.32 innerhalb des Bestand-Bereichs WissenschaftImBilde. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 05/2015 in die K1 Kisten Nr.74 – 79 eingekistet. Er besteht aus 12 in Beton gegossenen Platten, deren Motiv zusammen die grafische Übersetzung einer Luftaufnahme eines Ortes in Afghanistan beschreibt. In dem Gebiet um Mazar-e-Sharif befanden sich von 2007-2010 deutsche Luftaufklärungsgeschwader, die aufgrund technischer Neuerungen zahlreiche Dörfer aus der Luft unbemerkt beobachten konnten. Anhand der Fülle der Aufnahmen wurde automatisch die Abweichung von der Norm als Verdachtsmoment ermittelt.

Die Vorlage zu LuftAufklärung ist ein Zeitungsbild, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr.5 unter dem Register 6 „Luftaufnahmen. Stadt und Natur“ mit der Bild-/Kartennummer 11100_1032.

Das Bild entstammt der SZ und ist vom 08.05.2010.

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_Kisten (B), 23FehlendeBouquets

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_23FehlendeBouquets

_Abk B_DeVer_AdFBq_1-9 _TM InkJetPrint, Passepartout 9x 30,0 x 30,0 cm

Den Titel „23FehlendeBouquets“ tragen die Prints Nr. 5.12 innerhalb des Bestand-Bereichs DerVerein. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 08/2015 in die K2 Kisten Nr.111 eingekistet. Er besteht aus 8 InkJetPrints auf Papier. Zusammengetragen und aufgelistet sind 23 Ausschnitte aus Zeitungsbildern, auf denen Beistelltische zu sehen sind. Sie entstammen den Medienbildern von Politikerzusammenkünften im Rahmen eines Staatsbesuchs. Auf den Tischen wurden entgegen der Konvention keine Blumenbouquets aufgestellt. Die Begründungen für fehlende Bouquets sind unterschiedlicher Natur. Eine dieser Audienzen ist auf den weitern Prints im Detail dargestellt. Es handelt sich hierbei um den spontanen Besuch des deutschen Außenministers Steinmeier bei dem frisch gewählten libanesischen Präsidenten Suleiman in Beirut 2008. Während bei diesem Besuch die Kurzfristigkeit der Grund für mangelnden Blumenschmuck ist, könnten andere leere Tische von politisch motivierter mangelnder Gastfreundschaft, oder ähnlichen Gründen zeugen.

Die Vorlagen zu 23FehlendeBouquets sind 23 Zeitungsbilder, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder unter dem Register 5.3 „Politiker. Audienz“.

Die Bilder entstammen der SZ und sind aus dem Zeitraum von 2006-2014.

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_Kisten (B), BakterienKulturen

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_BakterienKulturen

_Abk B_WisIB_BktKu_1-12 _TM Grafit auf Vorsatzpapier 12 x 50,0 x 70,0 cm

Den Titel „BakterienKulturen“ tragen die Staubschablonierungen Nr. 6.31 innerhalb des Bestand-Bereichs WissenschaftImBilde. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 04/2021 in eine K1 Kiste Nr.54 eingekistet und besteht aus 12 mit Grafitstaub betupften Papier-Blättern, deren Motiv zusammen eine grafische Übersetzung von Bakterien ergibt. Diese Bakterien wurden eingesetzt bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Corona-Virus.

Die Vorlage zu BakterienKulturen ist ein Zeitungsbild, abgelegt in der VorlagenKartei.Zeitungsbilder Nr.12 unter dem Register 7 „WissenschaftImBilde“ mit der Bild-/Kartennummer 21038_6047.

Das Bild entstammt der SZ und ist vom 06.03.2021.

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_Kisten (B), EntborgeneGeheimnisse (B)

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_EntborgeneGeheimnisse

Abk B_DeVer_EnbGh_1-10 _TM Farbpigmente auf Zeichenpapier 10 x 100,0 x 70,0 cm

Den Titel „EntborgeneGeheimnisse“ tragen die Staubschablonierungen Nr. 5.3.1 innerhalb des Bestand-Bereichs DerVerein. Er ist ein Ermittelter Freier Standard. Der Beleg wurde 04/2022 in eine K1+ Kiste Nr.115 eingekistet und besteht aus 10 mit Farbpigmenten betupften Papier-Blättern. Auf jedem Papier ist jeweils eine Seite aus einem 2015 im Internet veröffentlichten Dokuments der CIA abgebildet. Dieses Dokument ist ein Bericht über die ehemals geheimen Überwachungsaktivitäten der USA bis weit vor dem Zeitpunkt der Veröffentlichung des Dokuments. Bei den ausgewählten Seiten handelt es sich um 10 der 14 Dokumenten-Seiten, deren Informationen mit weißen Flächen komplett überdeckt worden sind.

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Publikationen

_Buch

Buch_HGB,

Vorwort Buch zur Ausstellung in der Galerie der HGB, Leipzig

Anlass für dieses Buch war die Ausstellung Standard Euro_InfoRaum. Ein Projekt von Anne Metzen, die vom 5.4. bis zum 1.5.2013 in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig stattfand.

Der Standard Euro_InfoRaum, wie er in der HGB inszeniert wurde, stellte ein Zwischenresümee nach gut sechzehn Jahre Entwicklung, Konkretisierung, Profilierung und Verdichtung des Systems Standard Euro dar. Er markierte das Ende des Stadium1, in dem die Methodik, das Regelwerk, die Nomenklatur etc. herausgebildet wurden. Die Ausstellung bot die Möglichkeit, Stränge zusammenzuführen, neue Verknüpfungen zu denken, alte wiederzuentdecken und auch vereinzelte Ausblicke auf das nächste Stadium von Standard Euro zu geben.

Standard Euro sammelt, inventarisiert und archiviert Informationen. Das meint: Phänomene des Alltags und des täglichen Weltgeschehens werden in Form von gefundenen oder selbst angefertigten Objekten, Bildern und Texten zusammengestellt. Unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Standardisierung, Normierung und Formalisierung werden diese Informationen klassifiziert und abgelegt. In den sechzehn Jahren seiner Arbeit hat Standard Euro dabei eine elaborierte Informationssammel-, Informationsverwertungs- und Informationsarchivierungsarchitektur ausgebildet.

Der Name dieses Forschungsprojektes ist der Verwaltungssprache entlehnt:

Standard Euro bezeichnet eine gängige Verpackungsnorm. Hier klingen drei Bereiche an, die für das künstlerische Projekt essentiell sind: (1) Sprache: die Taxonomie ist eine der wichtigsten Methoden, um Informationen wie Objekte zu sortieren, zu systematisieren, in eine existente Ordnung einzufügen. Die eigens von Standard Euro ausgebildete Nomenklatur bildet sprachlich die Struktur seines Ordnungssystems ab; (2) Verpackung: Über Kisten, Kästen und Schachteln, Objekte und Texte, die bestimmte Inhalte transportieren (oder auch nicht) tritt Standard Euro in Erscheinung; (3) Norm: Um Normierungen und Standards, ihre phänotypischen Ausprägungen, ihre Sinnhaftigkeit und Auswirkungen kreist alles Sammeln, Inventarisieren, Sortieren und Archivieren des Projektes Standard Euro.

Die Archivierungsarbeit Standard Euro ist ein offener Forschungsprozess. Gefundene Freie Standards materialisieren sich in Belegen oder visualisieren sich in Listen. Objektgruppen zu einzelnen Fragestellungen, etwa zu ikonischen Chiffren wie Kniefall oder EreignisWolken, werden zu Präsentationszwecken zu InfoRäumen zusammengeführt. Sämtliche InfoRäume stellen vorläufige Endprodukte der Recherche dar und sind gleichzeitig immer nur ein Ausschnitt der auf unendlich angelegten Forschung.

Das Sammelprinzip von Standard Euro gleicht einer semipermeablen Membran: Bestimmte Informationen oder Objekte werden in das System inkorporiert, fast nichts jedoch verlässt wieder das System; Müll, Übriggebliebenes, Verworfenes wird zu neu zu bearbeitendem Material. Die Struktur von Standard Euro erstreckt sich in drei Dimensionen gleich einem komplexen Molekülaufbau, sie bildet sich aus der multiplen Verschränkung seiner drei Bereiche Entwicklung, Systemverwaltung, Bestand. Der Bestand wird sichtbar über Belegstücke, die im Ausstellungszusammenhang in oder auf speziell angefertigten Normkisten, den so genannten InfoKisten, präsentiert werden wie z.B. Drucke oder Filzreliefs. Die Systemverwaltung erschließt sich über Karteikarten, Listen und die u.a. als Vorlagen dienenden Medienbilder. Die Entwicklung dieses Denksystems entfaltet sich schließlich über eine Präsentation von Klemmbrettern, Anschauungstafeln und anderem Material.

Jeder Ausstellung von Standard Euro eignet etwas ebenso Filmisches wie Narratives. Durch Verknüpfen der angebotenen Informationssplitter entspinnt sich eine Erzählung, durch ein Springen zwischen den Splittern kann man verschiedenen Erzählsträngen folgen und diese miteinander verknüpfen. In bester Short-Cut-Manier verschränken Präsentationen von Standard Euro einzelne, klar definierte und ausgearbeitete Themen zu einem organischen Ganzen, bei dem alles mit allem zusammenhängt. Jede Präsentation collagiert bestimmte Einzelaspekte oder Themencluster aus dem Standard Euro Ganzen, die Auswahl ist dabei subjektiv und antizipiert gleichsam das Mäandern, die Ellipsen und arbiträren Sprünge der Rezipienten im Ausstellungsparcours.

Diese Art, eine Standard Euro Ausstellung wahrzunehmen, wurde für das Buch zum Ordnungsprinzip erhoben. Von der Halbtotalen – ein Blick ins Arbeitsarchiv von Standard Euro – zoomt das Buch in verschiedene Behältnisse und deren Inhalte: Auf die Bilder der Kisten folgen Abbildungen der sich darin befindlichen Belegstücke wie z.B. die Drucke der WüstenFelder, der EreignisWolken oder das Filzobjekt MatterHorn . Dem nachgeordnet ist ein Karteienregister, ein Listenteil und ein Bildteil. Während der Bildteil in Leserichtung von links nach rechts organisiert ist und sich über die Einzelseiten hinweg fortsetzt, funktioniert das Lesen des Listenteils von oben nach unten, setzt sich dabei auch über die Einzelseiten hinweg fort (so dass sich die Fortsetzung von S.6 z.B. auf S.8 fände, die Fortsetzung von S.7 z.B. auf S.9). Das ermöglicht, Verschiedenes gleichzeitig in den Blick zu nehmen, somit Verknüpfungen herzustellen, Vergleichbarkeit wahrzunehmen, parallel zu lesen.

Gegen Ende des Buches findet sich in Ausschnitten das Regelwerk von Standard Euro. Und auf den letzten Seiten schließlich eine Bildstrecke der Ausstellung in Leipzig: des Standard Euro_InfoRaum, womit sich der Bogen schließt. Jeder Zoom in einen Erzählstrang, z.B. den der Bildstrecke oder des Listenwerks, ist gespickt mit Verweisen auf andere Teile des Buches, andere Stellen des Standard Euro Systems, an denen eine Detailinformation auch verankert ist und ggf. eine neue/andere Lesart eröffnet.

Dieses Buch funktioniert ein Stück weit wie die Rezeption einer Standard Euro Ausstellung, entsprechend kann es gehandhabt werden. In eine Linearität gebracht zeigt es Objekte, Bilder, Listen u.a. mit ihren Verknüpfungen zu- und untereinander. Damit entflicht es die Komplexität des Systems in ein les- und betrachtbares Nacheinander. Sowohl die Abfolge als auch die Verknüpfungen sind dabei fakultativ, arbiträr und subjektiv.

Dieses Buch ist ein Katalog und es ist kein Katalog. Es zeigt die Paletten, Kisten, Objekte, Listen, Tabellen, Schnipsel, Zeitungsausschnitte, die auch in Leipzig gezeigt wurden. Allerdings: Weder flankiert, noch dokumentiert, noch illustriert, noch kontextualisiert es die Ausstellung.

Dieses Buch ist ein Werkverzeichnis und es ist kein Werkverzeichnis. Zwar inventarisiert es die bisherigen Materialisationen, Visualisierungen, Strukturen und Verknüpfungen von Standard Euro. Seine Logik jedoch folgt nicht einem wissenschaftlichen, sondern einem künstlerischen Denken. Es verzeichnet nicht ein abgeschlossenes Werk, sondern eine Momentaufnahme eines sich ständig verändernden und erweiternden Forschungsprozesses. Das Buch ist der Versuch, das rhizomatische Wachstum von Standard Euro zu protokollieren und zu veranschaulichen.

Und: Der Prozess des Buchlesens, des Vor- und wieder Zurückblätterns durch eine Auswahl macht den Prozess des sich ‚In das System Standard Euro Hineinbegebens’, das Sich-Erschließen der Strukturen, Aspekte, Darstellungsarten Seite für Seite körperlich erfahrbar. Verknüpfungen werden auf eine bestimmte, von Rezipient zu Rezipient individuell andere Art hergestellt. Eine neue (Doppel-)Seite öffnet eine andere Welt.

Das Buch, wie jede Ausstellung von Standard Euro, ist nur ein Ausschnitt aus dem Ganzen, eine Auswahl, die getroffen wurde – getroffen von Anne Metzen, der Künstlerin, auf die das Projekt Standard Euro zurückgeht und die es seit 1997 betreibt. Ganz bewusst tritt Anne Metzen in den Hintergrund und leistet damit einer bestimmten Wahrnehmung von Standard Euro Vorschub: Standard Euro wird vorgestellt als Gerüst, das befüllt wird, als eine ent-subjektivierte Struktur, als ein System, das mitunter ein kafkaesk anmutendes Eigenleben entwickelt.

Neben dem wichtigen systemischen Aspekt hat der skulpturale ein mindestens so starkes Gewicht, wenn auch nicht in der Lesart, wie sie das Buch hier nahe legt. Im Ausstellungszusammenhang allerdings wird das Konzeptuelle konkret, hier stapeln sich raumgreifend und bildhauerisch im eigentlichen Sinne des Wortes Paletten, Regale, Kisten, Kästen, Schilder, Karten, Tafeln, Drucke und Schablonen, Stempel und Listen... Hier wird der Prozess des Sich-hinein-Begebens-in-die-Materie als Eintauchen in einen informatorisch und gestalterisch dicht befüllten Raum erfahrbar. Dass Anne Metzen nach ihrem Studium der Visuellen Kommunikation lange als Setdesignerin für Film und Theater gearbeitet hat, wird in ihren Ausstellungsinszenierungen an zahlreichen Details sichtbar.

Ebenso scheint ihre Haltung als Künstlerin durch: Anne Metzen zeigt sich als aufmerksame und kritische Beobachterin, die mitschreibt an gesellschaftlichen Diskursen. Der Fokus von Standard Euro auf absurd übersteigerte Verfahren des Inventarisierens und Archivierens kann auch gelesen werden als Kommentar zu unserer Wissens- und Informationsgesellschaft. Die Auswahl ihrer Belege zeigt ihr Gespür für Bildmotive, die als fast universell lesbare Chiffren unsere Kultur beleuchten; besonders deutlich wird das vielleicht bei der Gruppe der EreignisWolken(ErWol), Graphitstaubschablonierungen von Wolken nicht-meteorologischen Ursprungs, die infolge bestimmter Ereignisse entstanden sind, wie z.B. des Atombombenabwurfs auf Nagasaki 1945, des Absturzes der Challenger 1986, des Attentats auf die TwinTowers 9/11 oder der Reaktor-Katastrophe von Fukushima 2011. Entkontextualisiert und in neuem Zusammenhang gebündelt entfalten die Bildmotive ihre Kraft als Chiffren für menschengemachtes Grauen, für Hybris, Unglück und Katastrophe. Über das Verfahren der Taxonomie schließlich verweist Standard Euro auf die Untiefen von Verwaltungsapparaten, ebenso wie sie Sprachpolitik (z.B. der Wissenschaften) als soziales Distinktions-, und Machtinstrument thematisiert.

Standard Euro verarbeitet alltägliche Erscheinungen, ordnet Welt und bereitet sie in einer Art auf, die andere als die gängigen Lesarten anbietet. Standard Euro ist eine Art Wahrnehmungsreguliermaschine, die bestimmte Aspekte unseres Lebens – Medienbilder, Politikergebaren, kulturelle Manifestationen – scharf stellt und in neuen Zusammenhängen anders wieder lesbar macht. Der subtile Humor des Projektes zeigt sich in der trockenen Sprödigkeit seiner Präsentationen, in den auf die Spitze getriebenen Anleihen an Verwaltungssprache (Abkürzungen), im Adaptieren wissenschaftlicher Verfahren (Typologien, Taxonomie) und in der Absurdität, die durch das Zusammenstellen von Bildern (z.B. in Vorlagenkarteien) und das Ausreizen von Konsequenz im Anwenden gesetzter Parameter und Regularien entsteht.

Im Standard Euro System gibt es viele Grauzonen, uneindeutige oder doppelte Zuordnungen, Sackgassen, Fehlstellen. Gleichzeitig gibt es eine Fülle von Zusammenhängen zu entdecken, mitunter verstörende, aber auch beglückende Erfahrungen zu machen. Durch die Präsentationsform ‚Buch’ erhält Standard Euro eine ganz andere Rahmung als in einer Ausstellung. In seiner Materialfülle, seiner Dichte und vor allem der visuellen Aufbereitung ist das Buch eine Einladung an jede Leserin und jeden Leser, tief einzutauchen in das System Standard Euro, ein Bad zu nehmen in der Materie.

Dr. Silke Feldhoff

(Kunstwissenschaftlerin und Kuratorin der Standard Euro_InfoRaum-Ausstellung in der HGB Leipzig

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_Presse Texte

Zeitungsartikel Jörg Häntzschel - Süddeutsche Zeitung,

Feuillton GROSSFORMAT, vom 3./4.9.2016

Kniefälle, Frauen mit Blumen, Vulkanausbrüche: In Zeitungsfotos kehren dieselben Motive regelmäßig wieder. Anne Metzen sammelt diese Bilder für ihr Projekt „Standard Euro“ seit 20 Jahren

Mitte der Neunzigerjahre fiel Anne Metzen beim Zeitungslesen etwas auf: Die Fotos, vor allem auf den Nachrichtenseiten, ähnelten sich, die Motive kehrten immer wieder: Explosionen, Politiker, die Stimmzettel in Wahlurnen stecken, Politiker, die Tribünen verlassen, Trauernde, die Särge tragen, Gerangel in Parlamenten. Sie begann die Bilder auszuschneiden und zu sammeln. Und zu ordnen, in Gruppen und Untergruppen. Und das tut sie für ihr Projekt „Standard Euro “ jetzt seit fast 20 Jahren. Je mehr Bilder sie hatte, desto spezifischer die Klassifizierung: Menschen mit Atemschutzmasken, Gasmasken, Staubmasken. Protestierende beim Marschieren, mit Transparenten, Protestierende, die nur dastehen. Metzen ging es nicht um Medienkritik. Es ist ihr auch gar nicht wichtig, ob Säcke - ein anderes dieser wiederkehrenden Motive - Drogen oder Saatgut enthalten. Metzen interessiert sich für die formale Ähnlichkeit der szenischen Klischees, mit der Weltereignisse immer wieder illustriert werden. Und für den Witz von Wiederholung und Variation, etwa in den hier abgedruckten vier Bildern von Angeklagten, die ihre Gesichter verstecken. Sie nennt sie „Die Unsichtbaren“. Doch das Sammeln und Archivieren der Bilder, das Aufkleben und Nummerieren, die „Ermittlung des freien Standards“, wie sie es nennt, ist nur der erste Schritt ihres Workflows, den sie auf dieser Seite dargestellt hat. Im nächsten schafft sie aus den gesammelten Phänotypen den „Beleg“. Mal ist das eine abstrahierte Version der Bilder, mal ein dreidimensionales Modell. Für sie, so Metzen, seien alle diese Bemühungen, die wuchernde Nachrichten-Ikonografie künstlerisch in den Griff zu bekommen, eine „Suche nach Gewissheit“. Und was würde mehr Gewissheit bieten als Wissenschaft? Metzen, die eigentlich Bühnenbildnerin und Set-Designerin ist, hat für ihre 3000 Zeitungsbilder und die „Belege“ ein bis ins Groteske übersteigertes Ordnungssystem entwickelt - samt von ihr selbst gefertigter Archivbehälter und Accessoires wie modifizierten Euro-Paletten und Tauen. Das „Regelwerk“, das sie sich dafür auferlegt hat, umfasst 40 Seiten. Metzen, die schon immer ein Faible für die Ästhetik des Wissenschaftlichen hegte, hat sogar ihr eigenes Institut gegründet, das „Institut für Fiktive Forschung“.

img001.jpg, Zeitungsartikel Jens Kassner – Leipziger Volkszeitung, Zeitungsartikel Uta Baier – Berliner Zeitung, Zeitungsartikel Uta Baier – Die Welt, Zeitungsartikel Konstantin Kumpfmüller – Radiosender Mephisto

_Kuratoren Texte

Dr. Silke Feldhoff,

Dr.Silke Feldhoff

Taxonomie* wird Kunst – das Denksystem Standard Euro feiert heiter die Untiefen unserer Alltagskultur und nebenbei sich selbst.

Standard Euro, initiiert und betrieben von Anne Metzen, widmet sich seit 1997 der gedanklichen Erschließung und Vermittlung lebensweltlicher Phänomene aus den Bereichen Organisation, Kommunikation und Wahrnehmung. In einer Selbstbeschreibung nennt sie ihr Anliegen das „Erforschen und Systematisieren von Standardisierungen, Formalisierungen, Normen“.

Das sieht so aus, dass sie aus ganz normalem Alltagsleben zum einen qualitative Muster, Strukturen von Durchschnittsbeschaffenheit extrahiert, auf der anderen Seite einzelne Höhepunkte, das ‚Typische‘, das als pars pro toto größere Zusammenhänge beleuchtet. Dieses Sammeln und Analysieren der selbstbeauftragten Feldforscherin in quasi-philosophischer Mission geht seit Gründung in einem bis dato unabgeschlossenen work in progress Hand in Hand mit der Entwicklung eigener Systeme zur Klassifizierung, Kategorisierung, Benennung und Darstellung ihrer Forschungsergebnisse gegenüber Anderen. Dabei lehnt sie sich an bereits etablierte Ordnungssysteme an, die sie in ironischer Brechung, absurder Übersteigerung oder auch vorgeblicher Sinnverweigerung für ihre Zwecke modifiziert. Damit haben wir vor uns: eine Taxonomin, deren Untersuchungsgegenstand ein signifikant anderer ist, als derjenige von Biologen oder Linguisten, die sich nichtsdestotrotz in sehr starkem Maße der Sprache bedient, um den Aufbau eines kulturellen Systems zu beschreiben. Hier vergegenwärtige man sich nur die aberwitzige Nomenklatur ihres Systems, das en passant Wissenschaftsterminologie und Verwaltungs-klausulierungen persifliert. Dies ist aber nur ein – wiewohl sehr attraktiver – Nebenschauplatz. Das Herzstück der Standard Euro’schen Taxonomie liegt in seinem System und in seinen Beständen. Hieraus speist sich der untergründige Witz der Arbeit, ihre Potenz und Relevanz. Denn während auf den ersten Blick ein besonderes Faible für das Absonderliche, eher Abseitige, vielleicht absurd Erscheinende als Auswahlkriterium das Charakteristikum dieser Sammlung zu sein scheint, ist es doch vielmehr so, dass erst die Art der Auswahl und dann der Darstellung das ‚Typische‘ in seinem skurrilen Charme, seinen abgründigen Konnotationshöfen, seinen mitunter entlarvenden Formalismen sichtbar macht. Der ‚Bestand‘ von Standard Euro besteht bisher aus dem System mit den Bereichen „DiInf“ (DieInfos), „DiFir“ (DieFirma), „NorFi“ (NormFilz), „GreFE“ (GrenzenFür Europa), „DeVer“ (DerVerein), „EheMa“ (EheMachen) mit den entsprechenden ‚Beleg-stücken‘; dies sind Bildkürzel oder allgemein bekannte Bildformen. Von der medialen Aufbereitung her selbst standardisiert liegt der Bestand in Form normierter InfoKarten, InfoRäume und des InfoNet vor, also digital, analog in Form von Objekten, Papierarbeiten, Fotos und darüber hinaus in der Etablierung von Raumsituationen. Die einzelnen Belegstücke selber finden sich in Normkisten von 70 × 50 × 10/20/30/40/50 cm Größe archiviert. Ist das „Einkisten“ (=Archivieren) bereits eine Methode aus dem Wissenschaftsbereich, so kann erst recht das Stapeln der Kisten als attraktives bildliches Äquivalent zum Verfahren der „historischen Schichtung“ gelten. Bei den archivierten Belegen handelt es sich zudem um Transformationen von Realien, das heißt von gefundenem oder dokumentiert gefundenem Alltagskulturgut wie bestimmten Bildern, Formen, Materialien. Diese Funde sind Ideengeber für Objekte, die dann extra hergestellt werden; in enger Anbindung an ihren Ursprung im Gewöhnlichen, aber eben mit dem entscheidenden shift / der entscheidenden kleinen Verschiebung, so dass sie ins Raster von Standard Euro passen und als Belegstück eine ihrer Behauptungen visualisieren. Durch das gezielte Isolieren, Analysieren, Transformieren und der öffentlichen Wahrnehmung wieder neu / anders Zuführen solcher Funde werden die Belege zu besonderen, sprechenden kulturellen und auch kulturhistorisch relevanten Zeugnissen. Aus kunsthistorischer Sicht gilt es hier eine deutliche Affinität zu wichtigen Strömungen der Kunst der 1990er Jahre zu konstatieren, in denen sich Diskurse um die Themen Alltag und Alltagszeugnisse und die Methoden des Sammelns und Archivierens bündelten. In unserem Zusammenhang ergiebiger dürfte die Beobachtung sein, dass sich Standard Euro mit dem Sammeln und Archivieren von Belegen, die ihren Ursprung und ihre Begründung in aktuellen zeitgenössischen Realien tragen, in eine gewisse Nachbarschaft zur Zeithistorischen Archäologie begibt, einer noch jungen Wissenschaftsdisziplin, die, ähnlich der Kultursoziologie in den 1990er Jahren, noch ihrer wissenschaftlichen Begründung als interdisziplinäre Forschungsrichtung zwischen Archäologie und Geschichtswissenschaft harrt. Durch die Entwicklung eines eigenwilligen Systems sowie einer eigenständigen Nomenklatur geht Standard Euro deutlich auf Distanz, ohne methodische und thematische Anleihen zur Kultursoziologie und zeithistorischen Archäologie zu leugnen. Es zelebriert ein selbstironisches Spiel von Aneignung und Brechung (auch darin Diskursen der 90er verwurzelt); sein Skeptizismus bricht sich Bahn in dem Moment, in dem es den Objektivierungs- und Klassifizierungswahn der Wissenschaft durch einseitige Forcierung bestimmter Aspekte, durch offengelegte Fakes und durch sprachliche Absurdismen unterläuft. Den Fokus allerdings ausschließlich auf solche Brechungen zu richten, griffe beim Versuch, sich das Denksystem Standard Euro zu erschließen, zu kurz. Vielmehr betreibt Anne Metzen mit Standard Euro ein Unterfangen, das knallharte Konzeptkunst mit Spaß und sinnlicher Umsetzung paart – und das nicht im luftleeren Raum, sondern im prallen Leben, in das wir alle eingeschrieben sind und in das wir uns permanent selbst neu einschreiben. Standard Euro praktiziert, was die ehemalige Leiterin des Bonner Kunstvereins, Annelie Pohlen, vor Jahren so schön mit „Kunst als kreative Grundlagenforschung“ beschrieb: Als selbstbeauftragte Feldforschung widmet sie sich dem Anliegen, Licht auf Unterströmungen kultureller Manifestationen zu werfen, die – z.T. erschreckend, z.T. belustigend, z.T. auch beides zusammen – ansonsten aus der Wahrnehmung kippen oder auch bewußt aus der Wahrnehmung gedrängt werden. Standard Euro wandert munter auf diversen Bergrücken medialer – kommunikationstechnischer und wahrnehmungspsychologischer – Verwerfungen. Von diesem Grat aus gibt es einen recht guten Überblick über die Untiefen unserer Alltagskultur. Hieraus schöpft es seine konkreten Themen, seine Sprache, seine Bilder. Mit diesen baut es sein alternatives Denksystem Standard Euro – eine mögliche Anleitung, Welt anders zu begreifen, eine Denkalternative quasi-philosophischer Manier. Daß im Moment der Erleuchtung ein breites Grinsen die natürliche Reaktion des einen oder anderen Rezipienten zu sein scheint, dürfte alle Beteiligten erfreuen.

Taxonomie= wissenschaftlicher Terminus, ursprünglich aus der Biologie. Bezeichnet im engeren Sinne die Einordnung von Lebewesen in ein (biologisches) System, im weiteren Sinne das Klassifizieren und entsprechende Benennen neu entdeckter oder gezüchteter Pflanzen. Taxonome sind entsprechend diejenigen, die Taxonomie betreiben; gebräuchlicher Terminus bei Forschungen im Umfeld von Rosen- oder Orchideenzüchtungen. Der Terminus wurde adaptiert von der Sprachwissenschaft und bezeichnet hier dasjenige Teilgebiet der Linguistik, auf dem man durch Segmentierung und Klassifizierung sprachlicher Eigenheiten den Aufbau eines Sprachsystems beschreiben will. Übertragen auf die Arbeit von Standard Euro meint der Begriff ‚Taxonomie‘ das Segmentieren, Klassifizieren und spezielle Benennen alltagsweltlicher Phänomene und Strukturen und ihrer entsprechenden Belege zur Verdeutlichung des Aufbaus des von der Künstlerin behaupteten kulturellen Systems.

Silke Feldhoff, Berlin 2005

Dr. Nike Bätzner

Dr. Nike Bätzner

Anne Metzens Standard Euro als Informationswolke: „Listen to the Listening Station“

Seit 1997 treibt Anne Metzen das Projekt „Standard Euro. Ermittlung und Archivierung Freier Standards“ voran. Ganz selbstverständlich gehen wir täglich mit Standards um, kaufen, gleich wo auf der Welt, genormte Flaschen für den Durst unterwegs, gehen überall ins Internet, nutzen unsere Kreditkarten. Standardisierungen sind für den interkulturellen und wirtschaftlichen Austausch unumgänglich: Ohne die weltverbindliche Zeitrechnung, in Äquivalenzen setzbare metrische Längen- und Gewichtsmaße sowie gegeneinander aufrechenbare Währungen, ohne die normierten Frequenzen der Telekommunikation wären unsere transnationalen Interaktionen nicht denkbar. Doch zugleich wird Kritik laut an der Überreglementierung beispielsweise seitens der Europäischen Union, an der Standardisierungen von Lebensmitteln, der Normierung von Qualitätsstandards ebenso wie von bürokratischen Abläufen. Das Ziel einer behördlichen und ökonomischen Integration der Mitgliedstaaten, vordringlich dem Verbraucherschutz, dem Umweltschutz, einer alles umfassenden Marktorientierung dienend, bedeutet auch eine Abwehr des Fremden, einen Ausschluss des Anderen, einen Bann gegen alles jenseits des Normalmaßes.

Doch wer maßt sich die Definitionsmacht an? Anne Metzen setzt dieser Durchorganisation unserer Welt eine Ermittlung Freier Standards entgegen. Sie sammelt alltägliche Phänomene, erfasst, was ihr bei der täglichen Zeitungslektüre oder der Beobachtung ihrer Umwelt als wiederkehrendes Element auffällt, aus dem sich eine formalisierte Reihe bilden lässt. Wie könnte man beispielsweise Wolkenformationen standardisieren?

Sie versieht die Bildersammlungen mit Notizen und Kommentaren, die aus dem Informationsgewölle herauszulösen sind, legt diese in einem Karteikastensystem ab, entwickelt Stempel, Schablonen, Kastenmodule. Die aus unterschiedlichen Quellen entnommenen Materialien werden kombiniert mit eigenen Bildern, mit Interviews, Statistiken, Vermerken.

Archive sind Erinnerungsspeicher, Anhäufungen von nach System abgelegten Akten und Dokumenten. Äußerlich betrachtet agiert Metzen nach standardisierten Ordnungsstrukturen: Ablage, Gruppierung der Unterlagen in Kladden, Kisten, Karteikartenerfassung. Aber versucht man, die Informationen herauszulösen, wird es absurd – dann entdeckt man, dass der fiktionale Gehalt einer reibungslosen Recherche und Deutung widerstrebt. Nach welchen Kriterien wurden die Parameter überhaupt gesetzt? Wem soll das Ganze nutzen? Für welche Auswertung ist es gedacht? Worauf zielt diese immer weiter wuchernde Sammlung mit offenem Ergebnis?

Die Strenge der Form, die aus den archivarischen Systematisierungen erwächst, ist eine Tarnung. Denn mit den Konvoluten von Standard Euro wird eine Fiktionalisierung von Ordnung und Regelwerk betrieben. Aus dem Material ergibt sich die Kategorie. Die vermeintlich entdeckte Norm wird zur Hypothese. Durch Aufsplitten und Gliedern der Information wird diese aus dem sie zuvor umrahmenden Kontext isoliert. So zerstückelt ist sie auf neue Weise oder zum Teil auch kaum mehr lesbar. Die eingliedernde Interpretation ist ein Angebot, mit dem eine eindimensionale Engführung in einen überzeitlich schlüssigen Kanon unterbleibt. Die nicht mehr zu bewältigenden täglichen Informationsanhäufungen werden durch die Isolation einzelner Bestandteile und die nur behauptete Klärung ihres Gehalts durch die Einordnung in Freie Standards unterlaufen und in ihrer Absurdität vorgeführt. Metzens Interesse an der Manipulation von Information, an den Modi der Informationsverarbeitung, den möglichen Auswirkungen all dieser Meldungen und dem Umschlagen von Fakt in Behauptung schlägt sich so in einer Irritation des Systems nieder.

Die Ablagerungen der Sammlungen bilden sich im Raum ab: Stapelungen bezeugen Schichtungen, Kisten formieren sich zu Innenarchitekturen. Für die jeweilige Präsentation werden die Displays angepasst. Ist das Setting der Archivierung und Ablagesysteme eine „bloß“ künstlerische und damit zweckfreie Form?

Doch auch der Inhalt des Archivs wird je nach Ort seiner Auf- und Ausstellung neu fokussiert – und daraus lassen sich durchaus Erkenntnisse ableiten, die über die Feststellung einer generellen Fiktionalisierung von vermeintlich objektiven Standards hinausgehen.

Für die Sinopale 3 hat Metzen ein FeldArchiv entwickelt, in dem sie Informationen zur Abhörstation der ehemaligen, 1992 geschlossenen, us-amerikanischen Militärbasis der Stadt verwertete. Der konkrete Ort lieferte den Anlass für eine weltumspannende Recherche zu den Rückständen der Informationsnetzwerke des Kalten Krieges. Exemplarisch wird Material zu Abhörstationen an zehn Orten der Welt erfasst. Durch die temporäre Verortung des Archivs in Sinop ergibt sich ein rhizomatisches Bild. Dieses basiert auf Interviews und deren Protokollierung, wird ergänzt durch eine Weltkarte, auf der die Orte der Abhörstationen verzeichnet sind, durch in Drucken festgehaltene Spuren der Recherche, mittels Einschreibungen – also graphischen Markierungen einer Geographie. Satellitenbilder aus Google-Earth verschaffen einen objektivierbaren Abstand. Welchen Codes, Standards oder Übereinkünften folgten die Erkenntnisse der Überwachungsorgane der Geheimdienste?

Lässt sich dieses Top-Secret-Material imaginieren? Wie stehen dem die Erlebnisse und Eindrücke der vor Ort Lebenden gegenüber? Durch die Auswertung der Netzwerke von ehemaligen Basisangestellten, in denen sich die persönlichen Begegnungen und familiären Verbindungen der politisch gewollten türkisch-amerikanischen Verflechtung niederschlagen, entsteht ein Informationsknäuel. Lassen sich daraus Freie Standards ableiten? Mittels der Interviews und mit einem Zettelsystem für Kommentare der Besucher wird die Informationsbildung in Gang gesetzt. Sie wird so nicht nur im FeldArchiv zusammengetragen, sondern verflicht sich in die Stadt hinein, verselbständigt sich in Gesprächen – als Erinnerungs- und Aktualisierungswolke.

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Impressum

Gestaltung

Patric Dreier
www.iciio.com

Programmierung

Michael Thomas
www.bureau-k.de

Photographie:

Michael Ehtritt, Patric Dreier, Anne Metzen, Stefan Huth, Els vanden Meersch, Irmhild Gumm